Diese Woche haben wir nach der Winterpause erstmals wieder unsere beiden Schwarzwälder Füchse Max und Rico angespannt um Mistkompost auf den Feldern auszubringen. Unsere Gärtnerin Iris hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden unseren Gemüsebau mit größtmöglichem Arbeitspferde-Einsatz in Ergänzung zum Traktoreneinsatz auszustatten. Pferde sind im Gegensatz zu großen Maschinen leichter und verdichten das Bodengefüge nicht so großflächig. Das passt zu unserer Philosophie: eine große Vielfalt an Gemüse auf kleiner Fläche anzubauen!
Moderne Geräte für die Pferdearbeit sind nicht immer so einfach zu bekommen. Den hier rechts im Bild zu sehenden, bodenbetriebenen (nix Motor!) Miststreuer hat Iris sich beispielsweise im vergangenen Jahr für Ihre Feldarbeit extra aus den USA liefern lassen, da es hier nichts Vergleichbares zu kaufen gibt. Wer einmal unseren Pferden bei der Arbeit zugesehen hat, wird beeindruckt sein, welche Power diese beiden Kaltblüter haben!
Hier gibt es mehr zur Pferdearbeit.
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Monat: Februar 2021
Jahresrückblick 2020
Das Jahr 2020 fing an, wie so manches andere: mit dem ersten Januar. Aber das war‘s dann auch schon mit der Synonymität, denn während sich in den letzten 15 Jahren Hofbauernhof die Jahresvorschau in der Frage erschöpfte, welche Projekte wir zuerst, welche als zweites und welche zuletzt angehen würden, stand dieser Jahresstart unter ganz anderen Vorzeichen bzw. Fragen! Nämlich, ob es hier überhaupt weitergehen würde mit der verbliebenen Besetzung, denn Andreas wollte ja ab Sommer andere Wege einschla-
gen und die Betriebsgemeinschaft als Vierter von einstmals sechs Gründer*innen verlassen.
Ein ziemlich kniffliger Brocken lag da also vor uns auf dem Teller, und wir waren uns unklar, ob es nun „Guten Appetit“ und Gabel und Messer zur Hand nehmen oder „Das mag ich nicht!“ quengeln und den ganzen Krempel vom Tisch fegen heißen sollte. Schlaflose Nächte, Besprechungs-, Abstimmungs-, Beratungs- und Mediationstermine verschiedenster Art in verschiedenster Konstellation galt es wahrzunehmen und zu bewältigen, „aufgelockert“ durch nicht minder herausfordernde Besuche potentieller Nachfolger und
flankiert von betriebsalltäglichen Aufgaben so mancher Art, wie Mitarbeiter-Suche oder Kompensation diverser krankheitsbedingter Ausfälle.Kurz: Der Start ins Jahr war so wie der letzte Satz: lang, verschachtelt, komplex, herausfordernd … 🙂
Und ungewöhnlich schneearm.
Und hier haben wir ein ganz Besonderes Goodie für Euch. Unser Stimm(ungs)talent Roland Lübberstmeier hat den ganzen Text eingelesen. Einfach auf das Bild hier rechts daneben klicken, zurücklehnen und zuhören! 🙂
Dann allerdings kamen auch schon die ersten Sterne vom Himmel zu uns geflattert bzw. zu uns „gewalzt“: Kai Kolacek, frisch gebackener (!) Bäckergeselle auf der Walz, half uns mit seinem freundlich-tatkräftigen und maximal unerschrockenen Dasein die Brandung am personellen Strand der Backstube zu konsolidieren und wieder in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren.
Gerade rechtzeitig für einen geregelten Übergang stieß dann Bäckermeister Werner Günther aus Pfalzgrafenweiler, auch „Günther Gluten-frei“ genannt, zu uns. Was für ein Glück, denn so konnte nicht nur die Vergrößerung des Sortiments beibehalten, sondern auch dem ersten Corona-Kundenzuwachs mit voller „Manpower“ begegnet werden!
Auch im Packraum wurde spätestens mit dem ersten offiziellen Lockdown ordentlich rangeklotzt, dass es eine Freude war, dem engagierten, hochmotivierten Team aus bewährten und neu dazu gekommenen Kräften zuzuschauen.
Ob man es glaubt oder nicht: Es gab sogar teilweise Rund-um-die-Uhr-Betrieb!
Damit sich auch ansonsten der Hofalltag nicht allzu langweilig gestaltete, wurde rund um den Ziegenstall gepflastert und fest
verzäunt, so dass hier nun alle nötigen Maßnahmen trockenen Fußes erledigt werden können.
Nachdem ja im letzten Jahr schon sehr plötzlich Else Weidenbach gestorben war, folgte ihr am 24.03. ihre Cousine und zugleich die letzte Hofbesitzerin Linde Beilharz-Sewig. Traurig, dass aufgrund der Corona-Verordnung die Beerdigung nur im kleinsten Kreise stattfinden konnte und wir ihr die gebührende Ehre nur in Gedanken zukommen lassen konnten. Ohne die Bereitschaft und beharrliche Initiative der beiden „Weidenbach-
Cousinen“ hätte es das Projekt Freundeskreis Hofbauernhof nie gegeben, dafür sei an dieser Stelle noch einmal unser ergebenster Dank ausgesprochen!
Ebenfalls zu beklagen war der Tod von einem weiteren Freund des Hofes, Martin
Franz aus Freudenstadt, der uns über viele Jahre durch seine Einsatzfreude und
Tatkraft bei Veranstaltungen aller Art den Rücken gestärkt hat! Farewell, Martin!
Tja, und während man also Anfang des Jahres noch ganz normale Dinge tun konnte, wie Schlittschuh laufen, Klettern gehen, Zug fahren, im Wartezimmer sitzen oder mit Freunden Geburtstag feiern, war dann ab April erst mal Sense, und wir verabschiedeten uns peu a peu von erst einer und schließlich von fast allen Veranstaltungen des Jahres … Kein Osterbasteln, keine Konzerte, keine Hofführungen, kein Weihnachtsmarkt … Lediglich den Jungpflanzenverkauf konnten wir unter freiem Himmel und unter C-Auflagen verwirklichen und in der kleinen sommerlichen C-Pause fand die Einweihung unseres „neuen Hofcafés“, oder besser gesagt: der neuen Bestuhlung statt.
Bislang bestand das Mobiliar ja aus – salopp gesagt – zusammen-gewürfelten Dachboden-Funden, ergänzt durch mehr spartanische als bequeme Klappstühle der Marke „Für einen Espresso ganz ok, zum Sitzen und Schwatzen eher unter der Kategorie ‚sportlich‘ einzuordnen“. Dank der Förderung durch die LEADER-Aktionsgruppe Nordschwarzwald erfreuen sich seit dieser Zeit alle Hofcafé-Fans an einer neuen Garnitur optisch ansprechender und obendrein außerordentlich bequemer Sitz- und Tisch-Möbel!
In puncto Hygiene-Verordnung kam es dann ja recht dicke und natürlich hatten auch wir
weder Klopapier noch Desinfektionsmittel in ansatzweise ausreichender Menge für den Hamsterkauf-Ansturm parat. Die Ladnerinnen Meike und Esther hatten aber auch mit den verfügbaren Dingen alle Hände voll zu tun, bis schließlich auch hier kausal auftretende
Rückenschmerzen das heldenhafte Einspringen von Iris erforderten…
Zum Glück blieben unsere Wind-und Wetter-gegerbten, allen viralen Attacken trotzenden Fahrer und Fahrerinnen maximal tapfer bei der Stange, um schier unglaubliche Kistenstapel vom Hof in die Welt zu bringen. Glücklich schätzen kann sich der, der Maren, Jens, Sergej, Magdalena, Thomas, Martin, Reinhard und Ute als Transporteure erster Güteklasse um sich weiß!
Und unsere Besatzungs-Causa? Die nahm eine ziemlich unerwartete und nicht
unerfreuliche Wendung: Der Familien-Clan rund um Häuptling „Singing Andreas“
zog doch nicht weiter, sondern sattelte die Pferde wieder ab, befestigte die
Wigwams und die Bisonjagd konnte nach einigen supervisorischen Pow-hows mit
vereinten Kräften fortgeführt werden.
Hier sind mir wohl gerade ein wenig die literarischen Mustangs durchgegangen…
Verzeihung und weiter im Text!
Das Jahr gewann nämlich ordentlich an Dynamik, und eh wir uns versahen, hatten wir wieder einige kleinere und größere (Bau-)
Projekte am Start:
Aus einem kleinen: „Wir streichen endlich mal den Eingangsbereich“ wurde eine Komplett-Instandsetzung des Vorbaus, ausgeführt hauptsächlich durch unseren Neu-Zimmermannsgesellen Yasko. Austausch diverser tragender Balken und Neu-Eindeckung des
Vordachs inklusive … Nicht zu vergessen: viele, viele Lack-Kratz-Stunden durch mehr oder weniger freiwillige Helferinnen …
Auch im Eingangsbereich der unteren Stall-Wohnung wurde allumfänglich „aufgeräumt“: Türdurchbruch, Strom-Hausanschluss-Umorganisation vom Sondereinsatzkommando der Stadtwerke, Bodengießen … dank Gabriel Mehnert, dem „Handwerker für alle Fälle“, trifft man hier nun endlich auf Wohnlichkeit statt auf Schutthalde … 🙂 Auch das seit Jahren mehr als überfällige Gäste-WC beim Haupteingang nahm der von allen mittlerweile nur zärtlich „Eli“ genannte Gabriel unter seine Fittiche, und so wurde aus einem sehr in die Jahre gekommenen Örtchen eine Glanztat, die eigentlich in einem dem Wohnbauwesen gewidmeten Magazin veröffentlicht werden müsste! Schade, dass durch die C-Situation bisher kaum Besucher in den Genuss dieses kleinen „Off-beat-Paradieses“ kamen …
Besonders angetan war übrigens unsere Pädagogik-Frau und Iris‘ rechte Hand im Gemüsebau, Esther Lutz, die schließlich stringenterweise im Oktober ihr Zimmer bei uns räumte und in die nahegelegenen Mehnert‘schen Räumlichkeiten umsiedelte. Anfang 2021 wird Nachwuchs erwartet …
Es folgte die überraschende Kündigung unseres Mieters Sebastian Heinzel im Lärchenhäuschen, wodurch, wie vom Schicksal gefügt, Raum für Jacob Langanky und Karoline Obst frei wurde, die eigentlich als potentielle Nachfolger in Andreas‘ Wohnung ziehen sollten
(die ja nun doch nicht frei wurde, s.o.!). Jacob ist seitdem mit Herz, Hirn und Hand in der Backstube aktiv, während Karo das Kochteam rund um die beiden Spitzenköchinnen Ruth Graeber und Carla Staiger komplettiert und der Anhängerschaft der Zeitschrift
„Köstlich vegetarisch“ zu exponentiellem Wachstum verhilft…
Tja, und so ergab sich auch hier die günstige Gelegenheit eine neue Baustelle aufzutun und es wurde außer der großflächigen Efeu-Entfernung der Fußdoden auf der ersten Etage entfernt, isoliert sowie neu verlegt, und aus einer Besenkammer nebst angeschlossenem Klo wurde ein großes Badezimmer mit handgezogenen Silikonfugen, Lehmputz und echten Chromargan Applikationen gezaubert.
Während dessen vollbrachte Karo allerdings etwas nicht minder Wesentliches, denn sie brachte am 19. Juli einen neuen Erdenbürger und Hofbewohner zur Welt: Leopold Karl Langanky.
Und da Licht und Schatten ja immer brav Hand in Hand gehen, fiel auch tragischerweise ungefähr in dieser Zeit, ausgelöst durch einen heimtückischen Zeckenbiss, unser Ökokisten-Mastermind Pauline Schaaf krankheitsbedingt für mehrere Monate aus, so dass Iris titanic-like auf der eisigen See der Doppel- und Dreifachbelastung schipperte und es einem Wunder gleichkam, dass trotz weiterer Krankheitsfälle an der Packerinnen-Front die große Havarie verhindert werden konnte … Ich nehme an, dass Iris die benötigten Kraftreserven nur durch eine beachtliche Anzahl an Kutschfahrten mobilisieren konnte, die so sprunghaft anstiegen, dass wir um ein (Pferde-) Haar eine Vollzeitstelle Kutscher*in ausgeschrieben hätten…
Stattdessen engagierten wir 225 neue, legefreudige Mitarbeiterinnen der ÖTZ (Ökologische Tierzucht gGmbH) „Coffee und Cream“, die – ihres Zeichens Zweinutzungshühner mit Bruderhahnaufzuchts-Garantie – einen weiteren Schritt in Richtung nachhaltige Eier-Produktion für uns markierten – ein spannendes, hochkomplexes Thema! (Der an thematischer Vertiefung interessierten Leserin sei hier die Lektüre unserer Homepage empfohlen!) Nach Lockerung des ersten Lockdowns stießen dann im Sommer doch noch einige hart entbehrte Wwoofer (und Waldorfpraktikanten) zu uns, um der neben dem Beikraut gewachsenen Gemüsevielfalt unter die (meist haarigen…) Arme zu greifen, zu ernten, zu kochen, zu putzen und (last, aber überhaupt kein bisschen least!) das soziale Miteinander zu befruchten. Vielen, vielen Dank all Euch engagierten Menschen (Marcos, Basti, Toni, Erik, Clara, Ralf, Inga, Jule, Lena, Karla, Marie, Sarah, Lars, Yannick, Edeltraut, Jindrich, Gertrud und wie sie alle hießen…)!
Für Yasko und Jeremi ging schließlich noch ein lang gehegter Kindheitstraum in Erfüllung, denn für Rohrverlegungsarbeiten wurde ein (echter!) Minibagger ausgeliehen, was für die beiden zwei Tage Paradise city bedeutete.
Dann folgte auch schon der Spätsommer mit Wochenmarkt Teilnahme der Backstube, legendärem Kartoffelkeller-Kultur-Abend und tränenreichem Föjle-rinnen-Abschied von Jule und Helena, die zwar beide nicht ins Gästebuch schrieben, aber erfreulicherweise dem Thema Landwirtschaft treu blieben, eine in Richtung Studium, die andere in Richtung Älpler-Leben.
Wie jedes Jahr ging es aber natürlich auch an dieser Stelle quasi nahtlos weiter und diesmal sogar mit drei Föj-Stellen: Marie, ehemalige Waldorfpraktikantin von uns, Marei, Freundin einer Freundin des Hofes und – ganz zusammenhanglos – aus dem hohen Norden, „Errol“ Finn.
Die drei sind mittlerweile auch schon wieder fast 5 Monate am Hof und werkeln an
allen möglichen und unmöglichen Ecken und Enden, wie es die gute, alte Föj-Tradition gebietet!
Kurz vor Schluss des Transfer-Fensters konnten wir dann Ende des Sommers noch Anna Gottschling und Max Langanky zurück im Team begrüßen, die ungefähr ein Jahr auf großer Fahrradreise und auf einem demeter-Schafsmilch-Betrieb verbracht hatten und ihr Abstinenzlertum nicht länger aufrecht erhalten wollten.
Die beiden verstärken uns seitdem im Ökokisten-Büro, im Packraum und bei vielen anderen Taten, wie z. B. bei der von Carla perfekt vorbereiteten und liebevoll betreuten Ernten & Essen-Aktion, unserer Veranstaltung im Oktober, die bereits im dritten Jahr als mit Abstand beliebtestes Familien-Event über die Bühne ging (sorry, aber der Witz musste einfach sein).
Danach war dann C-mäßig mal wieder der Ofen aus, aber vergessen sei auch in diesem Bericht natürlich nicht die „SoliSau“, für die ja sogar der Schwabo eigens eine Reporterin zur Berichterstattung vorbeischickte! Die Hofgemeinschaft besitzt seit Dezember dank Yaskos unermüdlicher Arbeitslust endlich eine kleine, solidarisch finanzierte Fass-Sauna! Deutlich stärker frequentiert als der Hofladen wird dort seitdem in Wechselschicht geschwitzt und entspannt und geschwitzt und entspannt …
Exklusiv für Clubmitglieder, versteht sich (manchmal muss man auch zwischen zwei Gängen kurz die Kühe füttern oder Brot aus dem Ofen holen, aber das ist eine andere Geschichte …)!
Tja und somit bin ich am Ende des Jahres-Rückblicks angelangt, der schneereiche Januar mit mannigfaltig-nervenzehrenden
Stromausfällen und damit einhergehender Improvisations-Kunst und Geduldsfaden-Akrobatik ist mittlerweile auch schon wieder passé und von allen weiteren heiteren und ernsten Entwicklungen erfährt die geneigte Leserin dann an anderer Stelle zu anderer Zeit und höchstwahrscheinlich auch an anderem Ort.
So long, für die Hofbauernhöflerinnen, Euer Dr. Smützig
Wer den Bericht ausrucken möchte, findet ihn HIER als PDF zum Download.